
10 Jahre Homeschooling mit 5 Kindern: Was ich gelernt habe- und was ich heute anders machen würde
Als ich vor über einem Jahrzehnt begann, meine Kinder zu Hause zu unterrichten, hätte ich mir nicht vorstellen können, wie sehr diese Reise mein Leben verändern würde. Es war eine Entscheidung aus Liebe, aus Überzeugung und aus dem Wunsch heraus, meinen Kindern eine ganz individuelle Bildung zu ermöglichen. 10 Jahre Homeschooling – das bedeutet unzählige Stunden am Küchentisch, kreative Lehrpläne, Freudentränen, Erschöpfung und so viele wertvolle Momente, die ich niemals missen möchte.
Doch diese 10 Jahre haben mir nicht nur gezeigt, wie erfüllend dieser Weg sein kann, sondern auch, wie viel Kraft er fordert. Heute, mit einigem Abstand, blicke ich mit Dankbarkeit und Ehrfurcht auf diese Zeit zurück – und mit dem Wissen, dass ich einiges anders machen würde, wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte.
Was ich gelernt habe
1. Die Beziehung zu den Kindern steht über allem
Es gab Tage, an denen ich so sehr darauf bedacht war, den Lehrplan einzuhalten, dass ich darüber das Wichtigste aus den Augen verlor: die Beziehung zu meinen Kindern. Ich habe gelernt, dass Bildung nicht in Stundenplänen gemessen wird, sondern in den kleinen, bedeutungsvollen Momenten, in denen ein Kind mit strahlenden Augen sagt: „Ich hab’s verstanden!“
Manchmal ist es wichtiger, gemeinsam einen Baum zu zeichnen, als ein Mathematik-Arbeitsblatt zu vervollständigen. Denn am Ende erinnern sich die Kinder nicht daran, ob sie in der dritten Klasse perfekt dividieren konnten, sondern daran, wie wir gemeinsam gelernt, gelacht und entdeckt haben.
2. Flexibilität ist der Schlüssel
Ich begann das Homeschooling mit einem strikten Plan und dem Gedanken, dass alles perfekt organisiert sein müsse. Doch das Leben hat seine eigenen Pläne, und ich musste lernen, flexibel zu sein – mit den Bedürfnissen meiner Kinder, mit meinen eigenen Ressourcen und mit den Herausforderungen, die der Alltag mit sich bringt.
Ein Tag, an dem alles schiefgeht, ist nicht das Ende der Welt. Manchmal ist es okay, alles beiseite zu legen, einen Spaziergang zu machen und sich daran zu erinnern, warum wir diesen Weg überhaupt gewählt haben.
3. Selbstfürsorge ist unverzichtbar
Ich habe viele Jahre damit verbracht, alles zu geben – für meine Kinder, für ihre Bildung, für unseren Haushalt. Und irgendwann hat mein Körper mir unmissverständlich gezeigt, dass auch ich wichtig bin. Ohne Pausen, ohne Zeit für mich, konnte ich meinen Kindern nicht die Mutter sein, die sie brauchten.
Ich habe gelernt, dass es keine Schwäche ist, sich selbst eine Auszeit zu gönnen. Es ist ein Akt der Liebe – für sich selbst und für die Familie.
Was ich heute anders machen würde
1. Mehr Leichtigkeit in den Alltag bringen
Wenn ich zurückblicke, hätte ich mir gewünscht, mehr loszulassen: den Druck, die Vergleiche, die ständigen Selbstzweifel. Ich hätte mir erlaubt, unperfekt zu sein. Kinder lernen nicht durch perfekte Pläne, sondern durch echte, lebendige Erfahrungen. Heute weiß ich, dass das Leben selbst der beste Lehrmeister ist.
Ich würde mir und meinen Kindern mehr Raum geben, um einfach zu sein – ohne das Gefühl, ständig produktiv sein zu müssen.
2. Unterstützung annehmen
Lange dachte ich, ich müsse alles alleine schaffen. Aber niemand sollte diesen Weg allein gehen müssen. Es gibt so viele Ressourcen, Netzwerke und Menschen, die bereit sind zu helfen. Ich würde heute viel offener nach Unterstützung fragen und auch kleinere Aufgaben delegieren, um mich selbst zu entlasten.
3. Meine eigenen Bedürfnisse ernster nehmen
Ich habe viele Jahre meines Lebens gegeben, ohne auf mich selbst zu achten – und das hat Spuren hinterlassen. Wenn ich heute zurückblicke, würde ich darauf achten, meine eigene Gesundheit und mein Wohlbefinden nicht hintenanzustellen. Selfcare ist kein Luxus; es ist die Basis, um langfristig für andere da sein zu können.
4. Mehr Fokus auf die Freude am Lernen legen
Es gab Phasen, in denen das Lernen zu einer Verpflichtung wurde – für mich und meine Kinder. Heute würde ich noch mehr Wert darauf legen, das Lernen als etwas Spielerisches und Entdeckendes zu gestalten. Denn die Freude daran, etwas Neues zu entdecken, ist die Grundlage für ein lebenslanges Lernen.
Die wertvollste Erkenntnis
Homeschooling hat mich vieles gelehrt, aber die wichtigste Lektion ist diese: Es geht nicht nur darum, den Kindern etwas beizubringen – es geht darum, gemeinsam zu wachsen. Meine Kinder haben nicht nur von mir gelernt, sondern ich auch von ihnen. Sie haben mir Geduld beigebracht, Mitgefühl, und die Fähigkeit, in den kleinen Momenten des Alltags Schönheit zu finden.
Wenn du gerade mitten in deinem Homeschooling-Alltag steckst, möchte ich dir sagen: Du machst einen großartigen Job. Auch wenn es manchmal chaotisch ist, auch wenn du Zweifel hast – deine Liebe und dein Engagement machen den Unterschied. Und vergiss nicht: Auch du bist wichtig.
Abschließend:
Diese Reise war herausfordernd, erfüllend, anstrengend und wunderschön zugleich. Ich bin dankbar für jedes Chaos, jede Träne und jedes Lächeln, das ich in diesen 10 Jahren erleben durfte. Und ich bin dankbar, dass ich heute mit euch teilen darf, was ich gelernt habe.
Egal, ob du Homeschooling machst, deine Kinder anders betreust oder einfach eine Mutter bist, die ihr Bestes gibt: Du bist nicht allein. Wir wachsen alle gemeinsam – Schritt für Schritt.
Von Herzen,
Lydia

